Historischer Hintergrund ⎮Seite 2
In diesen Jahren entwickelte sich Maria Peskoller zu einer herausragenden Persönlichkeit des Villacher Widerstandes. Sie unterhielt ein vielfältiges politisches Kontaktnetz, das von den PartisanInnen in Leoben-Donawitz rund um Max Muchitsch über die kärntner-slowenischen PartisanInnen, entflohene ZwangsarbeiterInnen bis hin zu den Widerstandszellen innerhalb der Deutschen Reichsbahn reichte. Maria selbst agierte auf lokaler Ebene im Rahmen ihres persönlichen Netzwerkes und Freundeskreises, der einerseits aus führenden KP-Persönlichkeiten Kärntens bestand – etwa den Familien Kazianka und Bucher – anderseits aus Personen, die sich antifaschistisch und antinazistisch positionierten. Mit Rosa Eberhard und Margarete Jessernig verband Maria Peskoller neben einer politischen auch eine enge persönliche Freundschaft – drei Frauen, die in räumlicher Nähe zueinander lebten und deren Kinder ebenfalls befreundet waren. Die drei Frauen stützen sich wohl auch im Alltag gegenseitig – ihnen war nicht zuletzt gemeinsam, dass ihre Männer aus unterschiedlichen Gründen abwesend waren. Marias Mann befand sich seit dem Jahr 1934 über weite zeitliche Strecken in politischer Haft, Rosa Eberhards Mann Andreas war als Obergefreiter der Luftwaffe an der Front, (4) Margarete Jessernig, deren Mann ebenfalls Eisenbahner gewesen war, lebte seit 1942 als Witwe. (5)
Marias ältere Tochter Helga wuchs innerhalb dieses sozialen Gefüges in die antifaschistische Arbeit hinein. Sie gehörte zwar aufgrund ihres jugendlichen Alters nicht zum engeren Kreis der politischen AktivistInnen, übernahm aber immer wieder verschiedene Kurierdienste. 1944 – Helga war fünfzehn – versuchte sie eine Pistole von Villach nach Eisenkappel/Železna Kapla zu transportieren – ein Versuch, der zwar aufgrund des heftigen Bombardements auf Klagenfurt scheiterte (6) – allerdings ein deutliches Indiz für die politische Zusammenarbeit Maria Peskollers mit den slowenischen PartisanInnen darstellt. Helga war, ebenso wie Margarete Jessernigs Tochter Greti (Margarete), an der Übermittlung von politischen Nachrichten und am Transport von Flugblättern beteiligt. (7) Eine andere wesentliche Aufgabe fiel ihr aufgrund ihrer Stenokenntnisse zu: Nächtens stenographierte Helga die illegal gehörten Kriegsnachrichten und Frontberichte der so genannten „Feindsender“ (Nachrichtensender der Alliierten), auf deren Basis wiederum antinazistische Flugblätter entstehen konnten.